Saas-Fee

Saas-Fee – das ist der Name einer Legende zwischen Walliser Gletschern und Zauberbergen. Der einmalig romantische Wintersport-Ort lockt hoch über der Vispa-Schlucht seit Jahrzehnten mit spitztürmigen Kirchen, malerischen kleinen Maiensässen im Dorfkern und einem unüberbietbaren Panorama samt 13 Viertausendern als winterweiße Krone.

Seit Kurzem punktet Saas-Fee aber auch mit neuen Schätzen. Der Wohntraum schlechthin ist seit 2014 – ausgerechnet eine Jugendherberge. Mit 50,5 gegen 49,5 Prozent nur denkbar knapp entschied sich die Saaser Bürgergemeinde überhaupt für ein eigenes Youth Hostel oben am Talschluss, vorher gab es keins. Doch dann durften die Planer durchstarten. Sie formten im Auftrag der Gemeinde und der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus in Zürich, die alle Schweizer Jugendherbergen trägt, einen grauen Holzbau mit vielen superben Details. Durch eine Sondergenehmigung des Kantons durfte er als erste fünfgeschossige Schweizer Wohnarchitektur überhaupt aus Holz entstehen. Die galten bislang als brandgefährlich – und waren deshalb verboten. Durch Vorfertigung der äußeren und inneren Wandelemente konnten die winterbedingt knappen Bauzeiten auf 1800 Meter gehalten werden. Die Architektur stammt vom Büro Steinmann & Schmid, die Tapeten und anderes von den Basler Textildesignern Matrix. Spektakulär ist, wie das alte Hallenbad, ebenfalls von Steinmann & Schmid überarbeitet, zu der beeindruckenden anthrazitfarbenen Spalandschaft Aqua Allalin erweitert wurde. Heißer Stein, Sprüheisdusche, Gletscherbalkon. Zwei verglaste Saunen mit Panoramafenstern zu den Steinböcken am Felskliff gegenüber. So bekam Saas Fee die einzige Spa-Jugendherberge der Welt, das grandiose wellnessHostel 4000, das auch noch besonders nachhaltig ist (mit Kollektoren aufgeheiztes Wasser, Erdregister in einem Felsspeicher). Auf den Übernachtungspreis werden einfach ein paar Franken draufgeschlagen, dann dürfen die Hostelgäste so oft sie wollen ins Spa-Paradies. Natürlich nützen angesichts der aktuellen Schneemassen vor allem viele Skifahrer das smarte Angebot.

Die zweite schlaue Geste an den Zeitgeschmack ist, dass da oben kein einziges Auto mehr mit Verbrennungsmotor fährt. Ausschließlich e-Mobile steuern als Hotelshuttles, Taxis, Lieferwagen oder Paketdienst die Hotels und Chalets des berühmten Gletscherdorfes an. E-Busse bringen die Skitouristen zu den verschiedenen Startpunkten für das Pistenvergnügen in Saas-Balen, Saas-Grund, Saas-Almagell und Saas-Fee (es geht bis auf 3.600 Meter).                                           Text: Alexander Hosch

Anreise nach Saas-Fee   Zug über Zürich bis Visp (Swiss Travel Pass, ab 205 € für 3 Tage), weiter mit dem Postbus (umsonst mit STP oder Saaser Bürgerpass). Skipass 1 Tag p. P. Erwachsene 73 CHF,  Kinder bis 15 Jahre: 35 CHF, Jugendliche von 16-19: 61 CHF. Nacht im wellnessHostel 4000: Doppelzimmer ohne/mit Wellness – 123/149 CHF; Bett im 6er-Zimmer 41/54 CHF; www.saas-fee.ch/de/hotel/wellnesshostel4000/ oder https://www.youthhostel.ch/de/hos tels/wellnesshostel4000/

Einen aktuellen Beitrag über das WellnessHostel 4000 in Saas-Fee gibt es auch in meinem Buch „Architekturführer Schweiz. Die besten Bauwerke des 21. Jahrhunderts“, Callwey Verlag, 36 Euro, S. 169. https://www.callwey.de/buecher/architekturfuehrer-schweiz/

 

Les Menuires

Wie wird man als Skiort nicht größer ? So etwas ist im Jahr 2017 in den Hochalpen eine wichtige Frage. Les Menuires, eine der schönsten Familien-Destinationen im französischen Skigebiet 3 Vallées, hat vor einiger Zeit entschieden: 25.000 Gästebetten sind genug! Wie verhindert man also weitere Bodenversiegelung, wo die größte Ski-Region der Welt doch schneesicher ist und garantiert weiter die Menschen strömen werden?

Die kleine Skistadt, benannt nach den Kohleminen von einst, sanierte 2012 als erstes ihre Hotel- und Appartementblocks. Nun sehen die Großbauwerke direkt am Skihang wieder blitzsauber aus. Vor allem der elegant und extralang wie ein Ocean Liner an der Schneepiste hingezogene „Brélin“ von 1973 ist ein spektakulärer Hingucker. Mit Flachdächern, Sonnenterrassen, langen Fensterzeilen und freiem Grundriss steht er im Geiste Le Corbusiers und gehört ganz offiziell zum französischen Architekturerbe des 20. Jahrhunderts.

Dann kam der zweite Streich, ein Novum. Die Stadtspitze überzeugte mit Hilfe der kommunalen Immobilienagentur Samrenov Besitzer von in die Jahre gekommenen Studios, diese doch mal zu renovieren und elf Jahre lang in den Ferienmietportalen des Ortes anzubieten. Dafür floss und fließt richtig Geld – bis zu 15.000 Euro pro Einheit. Cash! Und sogar, wenn man selbst umbaut. Das Modell ist ein Erfolg. Win-win: Die Gäste genießen nun zeitgemäße Küchen, Bäder und Interieurs. Und Les Menuires kriegt seine Altlasten strahlend schön – zudem muss es keine Neubauten genehmigen.

So kann sich Les Menuires nun wieder ganz auf seine größten Besonderheiten konzentrieren: die Freeride-Reviere zwischen Mont de la Chambre und Pointe de la Masse. Die Gäste können praktisch von jeder Unterkunft aus direkt mit ihren Skiern losstarten. Über die Seilbahnen ROC 1 und ROC 2 ist zum Beispiel ein phantastisches, weil besonders riesiges Gelände zu erreichen. Hier kann der Gast, bei vollkommener Stille und oft ganz allein, immer irgendwo erste Schwünge in den Tiefschnee setzen. Oder, wenn der letzte Schneefall schon ein paar Tage zurück liegt, sich von einem kundigen Guide im flachen Terrain über „Betonschnee“ geleiten lassen. Auf dem dann höchstens ein paar Eisbrösel bröckeln. Eine ganz eigene Kunst und Erfahrung.

Das Hochtal Vallée des Belleville ist auch als Ganzes besonders. Saint-Martin auf 1400 Metern Höhe spielt die faszinierende Rolle des authentischen Savoyer Dorfes. Hierher kommt, wer das Alte liebt. Jede Abweichung vom Original-Stil ist verboten. Alte Ställe, Brotbackhäuser und Bauernhöfe verbreiten Flair, darunter ein Lokal mit 3 Michelin-Sternen, La Buitte. Les Menuires auf 1850 Metern ist die Trabantenstadt von 1972, siehe oben – Stahlbeton in den Bergen, enorm effektiv und von rauhem Charme. Und Val Thorens schließlich ist das Juwel der Party-Jugend – ein legal High auf 2.300 Metern -, und somit das höchste Alpenskidorf. Bis knapp unter die Lawinenschutzzäune ist gebaut. Jedes Hotel ein kleiner Adlerhorst. Skifahren kann man im Mai noch. Und an der Piste geht hier täglich die Party ab, zum Beispiel im Folie Douce, einer Mischung aus Restaurant, Konzertclub und Afterski-Bar. So kann das Belleville-Tal mithalten im Wettbewerb gegen die luxuriösen Superstationen Courchevel und Méribel, die nur ein paar Lifte und Tiefschneeabfahrten weiter liegen.

Skigebiet  Die Saison 2017/18 startet am 9.12. – für je 6 Tage gibt es die Skipässe Solo (300 €), Duo (290 € pro Person), Tribu (285 € pro Person für Gruppen ab 3) und Familie (240 € pro Person). Zirka 600 km Abfahrten, 166 Skilifte (Les Trois Vallées gesamt).

Unterkunft  Neue 4-Sterne-Residenz Le Coeur des Loges, Suite/Appartement ab ca. 2000 € die Woche (Offerten günstiger), http://www.mmv.fr

Anreise  Flug München – Genf ca. 1 Stunde (ab ca. 106 Euro einfach) plus 1 1/2 Stunden Hotel-Shuttle. Oder Pkw.

Text: Alexander Hosch

Das Wolkenschiff hinterm Salzkammergut

Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es überraschende neue Architekturen. Und schöne ältere Bauten, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir haben sie besucht.   #9

Objekt  Wunderkammer des Brotes – Paneum / Ort  Kornspitzstraße 1, A-4481 Asten /  Koordinaten  48°12’57’’ N, 14°24’35’’ O / Bauzeit  2016/17 / Bau-Grund  Wunder à la Oberösterreich: Es ist ein silberner Laib erschienen!  / Aktuelle Nutzung  Museum der Brotgeschichte; Besichtigungen (demnächst auch für Gruppen); Seminare / Öffnungszeiten  Montag bis Samstag 10-18 Uhr / Schönster Augenblick  Wenn hinter dem Silberschiff orangefarben die Sonne untergeht…

Warum man immer dran vorbeifährt…   In diesem Fall, weil es ganz neu ist: Plötzlich ploppt direkt neben der Autobahn ein Raumschiff auf. Und – mal ehrlich – wer fährt schon nochmal zurück, wenn die nächste Ausfahrt erst ein paar Kilometer weiter winkt?

Weshalb man nächstes Mal unbedingt hin muss!  Wegen des Dramas. Wunderkammer des Brotes – das hört sich schon ganz anders an als zum Beispiel: Brotmuseum. Und es sieht auch anders aus. Wie ein silbern gefärbter Brotteig. Wie ein Sahnehäubchen. Oder …wie die Arche Noah? So nennt der Architekt, Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au seinen jüngsten Bau. Na gut, lassen wir so durchgehen. Aber noch besser passt: Wolkenschiff. Seit fast 50 Jahren spielt das Wiener Architekturbüro mit Bildern von Wolken. Zuerst nur als Kunstutopie. Dann seit den 1990ern immer öfter als Bau-Form. Und seit ein paar Jahren auch auf der Website. So kündete vor vier Wochen der sogenannte Cloudletter #33 von der Vollendung des Paneum, direkt neben der Autobahn in Asten bei Linz. In Auftrag gegeben hat es Peter Augendopler, Erfinder des Kornspitz und Chef von Backaldrin („The Kornspitz Company“). Er hat Filialen in 50 Ländern der Erde. Wir treffen ihn vor seinem neuen Bauwerk. Weil es ihn sogar am Wochenende wie auf Schienen zu den 1200 Objekten aus 9000 Jahren Brotgeschichte treibt, die er gesammelt hat. Er zeigt sie nun – ganz im Stil eines barocken Kuriositätenkabinetts – seinen ersten Besuchern, bald werden es mehr sein. Uns zeigt er den kleinen Film über die Erfindung dieses Baus, die Stahlspiraltreppe, die unters Dach führt (und an Frank Lloyd Wrights Guggenheim Museum in New York denken lässt), eine ägyptische Korn-Mumie (die als getreidige Grabbeigabe diente), mittelalterliche Schandmasken für ruchlose Geiz-Bäcker… Und die einzigartige Freeform-Holzkonstruktion, die auf einer Box sitzt und ohne Stützen und Balken die spektakuläre Metallkuppel trägt. Draußen an der Fassade erklärt er uns noch, wie es gelingt, dass die 3000 Edelstahlschindeln scheinbar den Himmel erzittern lassen. „Ich wollte eine Architektur, die mich fordert und die noch waghalsiger ist, als ich sie mir vorstellen konnte“. Die ist ihm gelungen.

Wie man hinkommt    Von der A 1 aus Salzburg / Linz oder Wien die Ausfahrt Asten nehmen, auf der Landstraße Richtung St. Florian etwa einen Kilometer nach Süden fahren, links abbiegen und der Beschilderung zur Firma Backaldrin folgen. Dort steht das Paneum neben dem Headquarter.

(copyright Idee, Text und Fotos: Sabine Berthold & Alexander Hosch)

Rustiklamourös

Wie der letzte Schrei der Designmode einmal in die Alpen kam? Ganz einfach. Man schrieb das Jahr 1946, und Charlotte Perriand war gerade von einer sehr inspirierenden, sechs Jahre dauernden Reise nach Japan und Vietnam zurück. Sie übernahm gleich als Erstes den Auftrag, in den französische Alpen ein Hotel der neuen Art einzurichten. Für die erste Skistation der neuen Art: Méribel. Unter anderem entwarf die Architektin und Designerin damals für das Le Doron einen Hocker, der an die Melkschemel der Kuh- und Schafhirten erinnerte. Die kannte sie, weil sie ihre Kindheit in Savoyen, nicht allzuweit von den „Drei Tälern“, zu denen Méribel nun gehört, verbrachte hatte.

Auch wenn auf heutigen Auktionen die sechsstelligen Erlöse eher Unikate erzielen, die Perriand um 1927 mit Le Corbusier oder in den 1950ern mit Jean Prouvé entwarf: Der Hocker Méribel wurde ihr populärstes Möbel. Er ist es immer noch. Denn den minimalistischen Schemel, der sich auch als Tischchen gut macht, gibt es als Reedition bei Cassina. Nur das Hotel Le Doron sieht innen jetzt leider ganz anders aus. Schließlich müssen die schwer begehrten Einrichtungen aus der alten Zeit alle auf Versteigerungen (siehe dazu mein Bericht in der SZ am 21./22. Oktober über die Auktion „Charlotte for ever“) ihre Holz-Haut zu Markte tragen.

    Unbeschadet dagegen: Perriands Berg-Architektur. Lange Zeit nach Méribel ließ sie zwischen 1960 und 1990 in neuen Skidörfern auf 1600, 1800 und 2000 Meter Höhe für mehrere zehntausend Gäste im Jahr die Hotels und Residenzen von Les Arcs bauen. Sie sind wahre filigrane Gegengebirge aus Menschenhand, mit viel Holz, Glas und Sonnenterrassen – überall scheinen die Strahlen bis in die letzten Winkel. Unsere Fotos stammen aus den Jahren 2012 bis 2016 und zeigen u. a. die Résidence de La Cascade in Arc 1600 von Perriand und Guy Rey-Millet sowie andere Gebäude, die sie dort zusammen mit dem Atelier d`Architecture de la Montagne (AAM) entwickelt hat; sie zeigen auch den heute über 90-jährigen Rey Millet und sein persönliches Mini-Appartement in La Cascade / Arc 1600 – eines der wenigen, das noch original eingerichtet ist. Mit der legendären Fensterbank, mit den Schwenklampen, mit den Hockern. „Wir waren ein Team ohne Anführer“, sagte uns Rey-Millet 2012 im Interview, als wir zum ersten Mal da waren. „Aber Charlotte Perriand war die Wichtigste – unsere Muse!“

Wir Gäste staunten bei ihm über orange-emailliertes Metall an den Herdzeilen und über eine Kunststoff-Kapsel mit Komplett-Bad. Und uns begeisterten die vielen klugen, eleganten Stauraum- und Ablagemöbel. Kästchen, Bibliotheken, Sideboards und Regale waren in ihrem Leben die größte Domäne der Charlotte Perriand – nichts hat sie mehr fasziniert. „Luxus bedeutet nicht Gold oder Baccaratschliff“, rief uns der alte Architekt damals noch zum Abschied zu. „Wahrer Luxus ist, wenn man den Raum zu nutzen weiß!“

 

 

Text: Alexander Hosch

 

 

 

Fotos: Sabine Berthold

Hinter Glas am See

„Das Blaue Land hinter Glas“ heißt ein Kunst-Schwerpunkt, den vier Museen (Murnau, Kochel, Penzberg, Bernried) von Ende September bis Februar groß mit Symposien und Ausstellungen zum Expressionismus inszenieren. Vorteil, wenn man schon jetzt im Sommer hinfährt: Man kann bei dem kleinen Ausflug gleich in vier verschiedene oberbayerische Seen – wie den Kochelsee oben – springen! Und einige wichtige Hinterglasbilder befinden sich ohnehin in den Dauerausstellungen. Wir haben sie vorab schon mal besucht.

Erste Station: das Schlossmuseum (u.) in Murnau am Staffelsee. Hier sieht man, dass Abstraktion und Herrgottswinkel in Oberbayern schon seit über 100 Jahren beste Freunde sind. Denn eines Tages nahm Gabriele Münter, die in Murnau seit 1909 mit ihrem Lebensgefährten Wassily Kandinsky  ein Landhaus hatte, einfach die Ettaler Gnadenmaria und die Madonna von Altötting aus ihrer Schnitzfigurensammlung. Und baute sie voller Hingabe als Motive in ihre expresssionistischen Gemälde ein. Die Blaue Reiterin machte auf diese Weise aus den vertrauten Alltagsdevotionalien etwas aufregend Neues. Zu sehen, wie auch rund 15 von Münters schönsten Hinterglasbildern, in der aktuellen Ausstellung Gabriele Münter und die Volkskunst, bis 12. November, www.schlossmuseum-murnau.de . (Plakat-Foto rechts A. Hosch). Vor oder nach dem Kunstbesuch lockt das Strandbad am See.

Zweite Station: das Franz Marc Museum am Kochelsee (l.). Marc hat nicht so viele Hinterglasbilder geschaffen – er fiel ja schon 1916. Gerade sein frühes Großformat in dieser Technik, „Landschaft mit Tieren und Regenbogen“ von 1909 (unten ein Ausschnitt), wirkt indes wie ein Potpourri der ikonischen Motive des ganzen frühen Blauen Reiters: Die Gouache auf Glas, collagiert mit Siberfolie und Papieren, versammelt Pferde, Pflanzen und Gestirne. Wenig bewegte die Künstler der beginnenden Moderne mehr als die friedliche Revolution einer kosmischen Einheit von Mensch und Tier. Dieses Hinterglasmotiv war Marc selbst so wichtig, dass er es schon 1912 in der epochalen Schau in der Münchner Galerie Thannhauser zeigte. Heute kann das schöne Bild jederzeit im 1. Stock des Museums besucht werden; das Drumherum folgt dann erst im Oktober: Franz Marc – Landschaft mit Tieren und Regenbogen, Studioausstellung zur Entstehungsgeschichte (15.10.2017-18.2.2018, Kochel, www.franz-marc-museum.de). Gleich unterhalb des Museums empfehlen sich ein Schwimmsteg oder die Bootsanlegestelle des Kochelsees.

Nur ein paar Kilometer weiter erzeugte in Sindelsdorf auch der jüngste Blaue Reiter, Heinrich Campendonk, voller Verve Hinterglasbilder. Sogar 76 Stück. Bis in die 1950er Jahre. Der Rheinländer hatte sich 1911 von Franz Marc begeistern lassen und war nach Oberbayern in dessen Nachbarschaft umgezogen, später weiter nach Seeshaupt am Starnberger See. Gisela Geiger leitet in Penzberg, also praktisch nebenan, unsere dritte Station: die erst 2016 eröffnete Sammlung Campendonk. Sie verantwortete auch den neuen Catalogue Raisonné und schätzt darin Campendonks lange übersehene Glasgemälde einerseits wegen „der Steigerung der Leuchtkraft der Farben“, andererseits wegen der „subtil eingesetzten grafischen Strukturierung“ als Höhepunkte in seinem Gesamtwerk ein. Heinrich Campendonk, Die Hinterglasbilder, 244 Seiten, 467 farbige Abbildungen, sieben Textbeiträge zu Motiven, Technik und Materialien, Wienand Verlag, 49,90 € (Cover-Ausschnitte oben und u. l.). Das großformatige Buch gibt die raffinierten Techniken preis – Bronze-Einsprengsel, Marmorierung, radierte Flächen und Stupfen mit der Fingerkuppe –, mit denen Campendonk die magische Transparenz erzielte und  seine Motive unverwechselbar machte. Dieses allererste Werksverzeichnis nur für Hinterglasbilder eines Blauen Reiters zeigt gepunktete, schraffierte und karikaturhaft umrissene Tiere, Pflanzen, Mädchen, Bauern und Pierrots – in diesem Stil war dieser Künstler den französischen Fauves oft näher als deutschen Kollegen. Einige werden später in der Schau „Tiefenlicht. Malerei hinter Glas von August Macke bis Gerhard Richter“ (23.9.2017 – 7.1.2018, www.museum-penzberg.de)  vertreten sein.

Der nächste Badestopp könnte auf dem Weg von Penzberg nach Norden an einem der 20 Osterseen stattfinden (Naturschutzgebiet mit ausgewiesenen Schwimmstellen). Zwanzig Kilometer weiter liegt unsere Station Nummer vier: Im Buchheim Museum der Phantasie Bernried (links) versammelt die Präsentation Über Nonnenspiegel und Zirkusschweine (13.10.-18.2.2018, www.buchheimmuseum.debayerische Hinterglasbilder des 19. und frühen 20. Jahrhundert, wie sie Münter, Jawlensky, Marc, Macke und Co. damals als Vorbilder dienten. Hier können sich die Besucher, mit Blick auf den Starnberger See, entweder selbst in Hinterglasmalerei versuchen oder die malerischen Segelschiffe (Foto unten) besuchen, die einen Spaziergang weiter in der Marina gleich rechts liegen.   Alexander Hosch

Wie im Himmel

Als Drehort sind die Alpen einsame Spitze. Doch nicht jedes Werk, das hier entstand, wird auch als Bergfilm wahrgenommen. Wir stellen Fundstücke abseits des klassischen Genres vor, vom Klischee des Helden im Fels befreit: Heimlicher Alpenfilm #8

Zum Tod von Michael Nyqvist am 27. Juni 2017

Der bekannte Dirigent Daniel Daréus (Michael Nyqvist) geht nach einem Herzinfarkt in seinen schwedisches Heimatort zurück. Er wurde dort als Kind gemobbt, trotzdem kauft er nun die Dorfschule, um fortan dort zu wohnen. Sofort bekommt er es mit dem autoritären Pharisäerpfarrer Stig und dem brutalen Nichtsnutz Conny zu tun, der ihn früher schon gequält hat. Daniel wird genötigt, den kleinen Kirchenchor der Gemeinde zu leiten, findet jedoch wider Erwarten Gefallen daran. Bald wird er in den Alltag der Laiensänger verstrickt. Eifersucht, Einsamkeit, Machtkämpfe. Daréus blüht gleichwohl in der neuen Rolle auf, denn er kann Hilfe leisten.

Regisseur Kay Pollak drehte 2004 eine Story voll von Bergmanesker Tragik. Ein Psychodrama und ein Musikmovie. Stets wollte Daniel mit der Welt der Töne nur Herzen öffnen. Hier gelingt es ihm endlich, alle brechen aus sich heraus. Und er, tiefscheu, lernt seine Liebe zu Lena in Worte zu fassen. Dann wird der Chor „in Mozarts Heimat“ geladen. Einmal Katharsis und zurück: Daniel, der ausgebrannt aus dem Gefängnis des Klassische-Musik-Business floh, muss mit seinen Eleven zum Gesangswettbewerb nach Österreich. Der genaue Ort bleibt im Film ungenannt, doch der Bus mit dem Chor aus Skandinavien hält nicht in Salzburg vor der Getreidegasse, sondern in Innsbruck: Kongresshalle, Hofkirche, Dom. Daniel trifft am Aufführungsort Leute von früher. Er gerät in Panik und kollabiert auf dem Weg zur Bühne. Durch einen Luftschacht hört er noch, wie seine Chorschüler ohne ihn antreten und alle begeistern, weil sie bei sich angekommen sind.                Alexander Hosch

Info, diverse DVD & Blue ray, Trailer etc. siehe:

www.wie-im-himmel-derfilm.de/

Die Kirche, die in der Felswand sitzt

Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es überraschende neue Architekturen. Und schöne ältere Bauten, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir haben sie besucht.   #8

Objekt  Wallfahrtskirche Santuario Madonna Della Corona / Ort  I-37010 Spiazzi/Ferrara di Monte Baldo /  Koordinaten  45°38.967’ N 10°51.383’ O / Bauzeit  Um 1530 / Bau-Grund  Erscheinung einer Pietà  / Aktuelle Nutzung  Wallfahrtsort; täglich Gottesdienste; www.madonnadellacorona.it / Öffnungszeiten  jeden Tag 8-18 Uhr (April bis Oktober 7-19.30 Uhr) / Schönster Augenblick  Frühmorgens, bevor die Touristenbusse kommen

Warum man immer dran vorbeifährt

20 Kilometer südlich Rovereto ist die Kirche von der Autobahn 22 aus bei Peri für Sekunden zu sehen. Wie sie da ganz oben an der Ostflanke des Monte Baldo hell in der Kalksandsteinwand klebt! Unglaublich, denkt man – Gottes Prägestempel, hoch am Berg. Dann drängt schon der Rücken des Monte Cimo herein, die Gedanken wandern wieder an den nahen Gardasee.

Weshalb man nächstes Mal unbedingt hin muss!

Weil dieser Ort schon immer ganz besonders war. Zu heidnischer Zeit fanden hier Kulte statt. Ab 1000 lebten da oben christliche Eremiten. Seit 1437 gab es eine Kapelle und eine Einsiedelei, von der „Commenda der Jerusalemer Ritter“ verwaltet. Für 1522 wird die nächtliche Erscheinung einer Pietà in der Felswand behauptet, umspielt von Musik und blendendem Licht. Der Grund : Die schlimmen Türken hatten gerade das christliche Rhodos besetzt, nun sollten sie an der Renaissance scheitern! Ein Wallfahrtsort war geboren. Arbeiter und Gerät wurden zur eiligen Vergrößerung der Kirche nun per Winde abgeseilt – so wie 1530 auch der Bischof von Verona, der den Neubau besuchte. Später kamen eine Heilige Treppe (Scala sacra), ein Hospiz und immer wieder stattliche Kirchenanbauten dazu – 1540, 1625-80, 1899… Der aktuelle Bau wurde in einem gotischen Stil um 1978 errichtet, als die alte Kirche einzustürzen drohte. Nach Maltesern und Johannitern ist heute die Diözese Verona für das ganze Areal zuständig. Deren Priesterseminar kümmert sich um die Liturgien. Der größte Schatz ist die 70 cm hohe, bemalte Stein-Pietà von 1422 . Sie bildet das Zentrum des in den Fels geschlagenen Altarraums. Die Pietà wird von einer Dornenkrone und fünf Engelsgruppen umgeben. An anderen interessanten Stellen finden sich 167 alte Votivtafeln, eine „Grabstätte der Einsiedler“ in Glasschreinen und die zwischen 1900 und 1915 geschaffenen Carraramarmor-Statuen des Veroneser Bildhauers Ugo Zannoni.

Wie man hinkommt
Diese Perle lässt sich nicht so leicht einsammeln. Von der Ausfahrt Affi an der Gardaseeautobahn sind es 19 km bis Spiazzi. Von da oben erreicht man das Santuario in ¼ Stunde Abstieg entlang eines Bronze-Kreuzwegs. Der Pilgerpfad beginnt dagegen in Brentino in der Rebenlandschaft des Etschtals (Ausfahrt Ala-Avio). Ab da sind es gut 2 Stunden Fußmarsch hinauf bis zum Heiligtum.

(copyright Idee, Text und Fotos: Sabine Berthold & Alexander Hosch)

 

Die purpurnen Flüsse

Als Drehort sind die Alpen einsame Spitze. Doch nicht jedes Werk, das hier entstand, wird auch als Bergfilm wahrgenommen. Wir stellen Fundstücke abseits des klassischen Genres vor, vom Klischee des Helden im Fels befreit: Die heimlichen Alpenfilme #7

Eine Berg-Universität. Der Rektor herrscht übers Tal wie ein Bürgermeister. In dem Kritik- und Kassenerfolg von 2000 über Eugenik, Inzucht und Forscherwahn brillieren Jean Reno und Vincent Cassel als ungleiche Kommissare, die sich, Rätsel für Rätsel, eine störrische Provinzwelt erschließen. Eine Verschwörerclique aus Bibliothekaren und Krankenpflegern hat dort ein grausames Elitezuchtsystem im Stil der Nazis angelegt, um aus kernigen Älplern und Professoren den vollkommenen Menschen zu kreuzen. Wie alle wirklich guten Krimis bleibt auch Mathieu Kassovitz´ Filmwerk übers Ende hinaus mysteriös. Beim Final Cut wurden sogar noch einige der Erklärszenen herausgeschnitten.

Aber wer hat diesen Horror-Thriller je als Bergfilm gesehen? Er ist es zweifellos. Weil es bei den Dreharbeiten zu schneien begann, musste das Buch teilweise täglich umgeschrieben werden. Grenoble, das Olympiastadion von Albertville, Chamonix unterm Mont Blanc, Argentière und ein halbes Dutzend anderer Alpendörfer waren Schauplätze, um den Phantasieort Guernon zu repräsentieren. Als alpine Gangster-Uni dient das geographische Forschungsinstitut von Modane-Avrieux, das wie ein Freimaurerschloss über der Landschaft hängt. Gletscherforscher pirschen mit den Ermittlern durch die weiße Pracht, und 90 Minuten lang vollziehen sich Andeutungen, Leichenfunde, Fluchten und Verfolgungsjagden zwischen Gondeln, Winterstürmen und Abstiegen in Höhlen aus ewigem Eis. Bis zum Showdown mit Eispickel, Lawine und Pistenraupe.                      Alexander Hosch

http://tobis.de/film/die-purpurnen-fluesse/

DVD von Tobis/Universal Film GmbH (bei ebay zirka 6,99 €)

Zwei Grenzland-Ufos am Inn

Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es überraschende neue Architekturen. Und schöne ältere Bauten, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir haben sie besucht.  Straßenrandperle #7

Objekte  Altes Passionsspielhaus und Neues Festspielhaus / Ort  Mühlgraben 56a, A-6343 Erl /  Koordinaten N 47° 40.390’ E 012° 10.260’/ Bauzeit 1956-59 und 2010-12 / Bau-Grund 1956 Wir zeigen es den Oberammergaunern!  / Bau-Grund 2010  Wir zeigen den Münchnern, wie man ein Konzerthaus baut! / Aktuelle Nutzung Tiroler Festspiele im Sommer 2017 und im Winter 2017/18; nächste Passion 2019; Einzeltermine übers Jahr / Öffnungszeiten und Tickets www.tiroler-festspiele.at ; www.passionsspiele.at / Schönster Augenblick  Zur blauen Stunde 

Warum man immer dran vorbeifährt:  Reine Nervosität. Man ist schon fast in Österreich, hat aber immer noch kein Pickerl für die kostenpflichtige Autobahn gekauft. Noch fünf Kilometer, dann ist es strafbar. (Außerdem war früher die Sicht ganz frei – heute baut sich nach einem superkurzen Blick auf die Architekturjuwelen gleich der Lärmschutzzaun auf.)

Weshalb man nächstes Mal unbedingt hin muss!   Um am Karfreitag (14.April) die Matthäuspassion oder im Juli ein Konzert der Tiroler Festspiele zu genießen. Das Programm zwischen Kammermusikabend und großer Oper reicht von Beethoven bis Mozart und Rossini. Und vor allem gibt es VIEL Wagner. Den Ring und mehr. Aber eigentlich muss man schon allein wegen der Architektur hin. Der größte Schatz des weißen alten Passionsspielhauses ist die gebogene Lochfassade aus Sichtbeton. Erl gehört neben Oberammergau zu den ältesten Passionsspielorten der Welt. Die Tradition ist seit 1613 nachweisbar. Bei den Spielen wirkt alle sechs Jahre das ganze Dorf mit. Und für das 1933 abgebrannte Haus wurde in den 1950ern ein couragiertes neues Theater im Zeitstil erbaut. Unwillkürlich ertappt man sich dabei, wie man nachguckt, ob nicht doch irgendwo Le Corbusier als Architekt vermerkt steht… Aber nein, der hieß Robert Schuller und war in Innsbruck Schüler von Clemens Holzmeister. So wie der Bau von 1956 eine kleine Sensation für das alpine Mitteleuropa der Wirtschaftswunderzeit darstellte, wurde dies auch das neue Festspielhaus, ab 2010 von den Wiener Architekten Delugan Meissl gleich daneben errichtet. Die 1997 gegründeten Tiroler Festspiele hatten ein gut geheiztes Domizil für ihre zweite Jahreszeit gebraucht – die Winterfestspiele. Durch den 36 Millionen Euro teuren schwarzen Diamanten, der das Festspiel-Duo nahe Kufstein nun optisch zum Yin und Yang der Musikwelt macht, emanzipierte sich Erl weiter von den Musikmetropolen München, Salzburg und Wien. Nicht nur architektonisch, sondern auch was die Superlative angeht: Das neue Ufo hat den größten Orchestergraben der Welt. So werden die nächsten Jahre Musik- und Architekturpilger aus aller Welt und vor allem aus München hierher in die alpine Provinz kommen. Um zu bewundern, wie man – ganz ohne großen Terz – so ein Konzerthaus baut.

Wie man hinkommt:  Von der A 8 München – Salzburg beim Inntaldreieck auf die A 93 Richtung Kufstein abbiegen. Ausfahrten Nußdorf/Brannenburg oder Oberaudorf/Niederndorf. Mit dem Auto liegt Erl von München, Salzburg und Innsbruck jeweils grob nur etwa 45 Minuten entfernt.

(copyright für Idee, Text und Fotos: Alexander Hosch & Sabine Berthold)

 

Ur-Hölle und Berghotel

150 Jahre Wege und Schutzhütten. Was die Menschen in den Ostalpen gebaut haben, versammelt jetzt ein neues zweibändiges Werk, herausgegeben vom Deutschen Alpenverein, dem Österreichischen Alpenverein und dem Alpenverein Südtirol. Man erfährt, dass in diesen eineinhalb Jahrhunderten über 500 Hütten entstanden und 30.000 Kilometer Wege gebaut und gepflegt wurden. Die zwei Bücher sind das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungsprojekts zur Kulturgeschichte und Architektur, welches die Alpenvereine gemeinsam vor drei Jahren begannen. Band 1 enthält Aufsätze und Fotoserien von Spezialisten zur Kulturhistorie, zu Bau und Erhalt, zum Denkmalcharakter und zu neuen ökologischen Architekturformen, zur Sozialgeschichte zwischen Wirt und Gästen, aber auch zu Politik und Hütten-Logistik.

Klar wird zum Beispiel, dass die Hütten über die Jahre immer größer werden mussten. Die Buch-Macher, darunter die Archivare der Alpenvereine, zeigen mit Fotos, Modellen, Beschreibungen und Zeichnungen auch, dass nicht jeder Satteldach-Traum, der auf dem Foto klein und herzig aussieht, tatsächlich ein Idyll ist, das sich auch in die Landschaft einfügt. Man kann nachlesen, wie schwierig es in den politischen Wirren nach dem 2. Weltkrieg gewesen sein muss, die geldfressenden Hütten entlegener Sektionen des Alpenvereins (“Dresdner Hütte”, “Magdeburger Hütte”) in der veränderten Welt bewohnbar zu halten. Oder man lernt, wie sich weit entfernt lebende Städter in den Bergen verwirklichten und mit Tatkraft am Wege- und Hüttenbau beteiligten,. Der nämlich blieb stets Aufgabe der einzelnen Sektion. Immer gab es dabei Diskussionen unter den Mitgliedern und Funktionären darüber, was angemessen ist: mehr Komfort oder mehr Zurückhaltung gegenüber der Natur. Band 2 liefert dann eine wertvolle Übersicht sämtlicher 569 ostalpinen Schutzhütten, die im Bereich der drei genannten Alpenvereine in den letzten eineinhalb Jahrhunderten gebaut worden sind. Schönes, nützliches Werk!

In der zugehörigen neuen Ausstellung im Alpinen Museum auf der Münchner Praterinsel stehen gegenüber den Stationen in Innsbruck und Bozen deutsche Hütten im Vordergrund, alte und ganz junge. So erhielt, um ein Beispiel zu nennen, die Fiderepasshütte der Sektion Oberstdorf am Eingang des Mindelheimer Klettersteigs 2013 einen zurückhaltenden Relaunch, indem Architekt Rainer Schmid die 40 Schlafplätze elegant unter die Terrasse verlegte. Im Garten des Alpinen Museums wurde andererseits vor Kurzem die jüngst unter der Zugspitze abgebaute Höllentalangerhütte von 1894 (“Ur-Hölle”) originalgetreu wieder aufgebaut – eine Dokumentation von Geschichte. Nicht mehr vorhandene Konstruktionselemente sind mit Eisen materiell abgesetzt, um strukturelle Eingriffe klarzumachen. Die Einrichtung – Stühle, Bänke, ein Tisch, Bettenlager für zehn Personen – wurde dagegen in der ursprünglichen Form neu geschreinert, was sich im helleren Holzton ausdrückt. Nebenan im Museum sind Modelle der Hütten, Fotografien, Gemälde, Möbel und Gebrauchsgerät zu sehen, sie schlagen den Bogen von der kargen frühen Unterkunft um 1870 zu den heutigen “Berghotels”.              Alexander Hosch

Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen, 2 Bände, 674 Seiten. Herausgegeben von DAV, ÖAV und AVS, Böhlau Verlag, 49,90 €, ISBN 978-3-412-50203-4. Sonderausgabe für Alpenvereinsmitglieder im DAV Shop und im Alpinen Museum: 34,90 €

Die gleichnamige Ausstellung im Alpinen Museum dauert bis 8. April 2018. https://www.alpenverein.de/Kultur/